Letzten Freitag war es wieder einmal so weit. Die die gelbe Tonne, das ist das für den Plastikmüll anbötige Aufbewahrungsbehältnis, entleerenden Magistratsmitarbeitenden - man beachte das frauengleichstellungsbemühte gender mainstreamige Gerundivum - hatten offensichtlich etwas an deren Inhalt auszusetzen, was sie bemüßigte, nicht in die gelbe, sondern in die schwarze Restmülltonne gehörende Plastikfolien und andere nicht dem Wiederverwert zuführbare auf erdölbasis hergestellte Produkte auszusortieren und in einem großen weißen Sack vor der Eingangstüre des Wohnblocks zu deponieren.
Und nun setzte sich wie in solchen Fällen üblich die Zettelmaschinerie in Gang. Innerhalb einer Stunde klebte auf dem Sack, der inzwischen von draußen vor der Tür ins Stiegenhaus gewandert war, ein Zettel mit der Aufschrift "Das gehört nicht (fett kursiv unterstrichen mit drei Rufzeichen) in die gelbe Tonne". Zusätzlich klebte ein weiterer dieser in signalfarbe gehaltenen Zettel am Schwarzen Brett neben den Briefkästen.
Man muss dazu wissen, daß immer, wenn in diesem Haus etwas auch nur im Kleinsten von der Hausordnung abweicht, ein allen bestens bekannter Bewohner Marke "Als Pensionist hab ich viel Zeit, schau den ganzen Tag aus dem Fenster und schreibe Falschparker auf" zur Höchstform aufläuft, seinen PC anwirft und mittels Word gegen jegliche Insubordination zu Felde zieht.
Mich hatte einmal eine Zettelstrafaktion erwischt, weil ich unabsichtlich beim Hinauftragen meines Mauntbikes aus dem Keller einen schwarzen Strich an der Wand im Stiegenhaus hinterlassen hatte. Statt mich darauf aufmerksam zu machen und zu bitten, diesenjenigen Strich zu entfernen, was ich übrigens selbstverständlich sowieso getan habe, klebte bei meiner Rückkehr vom Bergradeln ein Zettel neben dem Strich, auf dem geschrieben stand "Wer macht sowas?". Dazu wies ein dicker Leuchtstiftpfeil auf die Stelle an der Wand hin.
Doch zurück zum aktuellen Zettel. Als ich am Nachmittag von der - nicht lachen - Arbeit zurückkehrte, war der Sack verschwunden, dafür hatte der freundliche Herr in der Zwischenzeit offenbar seine Bastelkünste mobilisiert, denn neben den Briefkästen, die alle neben der Eingangstür hängen, konnte man eines interessanten Gebildes, bestehend aus zwei 0,5 Liter PET-Flaschen, die zusammengeklebt waren, zusätzlich verbunden mit einer Schnur, an der das Ganze an einem Nagel an der Wand hing, ansichtig werden. Das ganze erinnerte an einen dieser aus Funk und Fernsehen bekannten Sprengstoffgürtel. Darunter klebte ein neuer Zettel mit den Worten "Nur solche Flaschen gehören in die gelbe Tonne".
Am liebsten hätte ich ein Foto des Herren dazugeklebt. Aber wozu aufregen, die Zeit arbeitet für uns.
gulogulo - 15. Okt, 13:15